Die Wahrheit des tibetischen Buddhismus

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Sexuelle Skandale der Lamas und Rinpoches

über die Dalai Lamas

Bevor der Buddhismus in Tibet eingeführt wurde, hatten die Tibetaner "Bön" als Volksglauben gehabt. Bön verehrt Geister, Gespenster und Götter, um ihren Segen zu erhalten. Bön gehört also zu lokalen Volksglauben.

Während der chinesischen Tang Dynastie, führte der tibetische König Songtsän Gampo den Buddhismus in Tibet ein und machte ihn zur Staatsreligion. Der sogenannte "Buddhismus" ist aber tantrischer Buddhismus, der sich in der Spätzeit des indischen Buddhismus ausbreitet. Der tantrische Buddhismus wird auch "linkshändigen Pfad" genannt, weil er die tantrische sexuelle Praxis macht. Um zur tibetischen Kultur zu passen, wird der tantrische Buddhismus mit "Bön" gemischt. Er wird dann noch exzessiver wegen dessen Glaubens an Geister und Gespenster.

Der tantrische Meister Atiśa lehrte die tantrische Sex heimlich. Padmasambhava lehrte sie dann aber offen. Der tibetische Buddhismus weichte nicht nur von buddhistischen Lehren ab, sondern auch von buddhistischer Form. Der tibetische Buddhismus gehört nicht zum Buddhismus und muss "Lamaismus" genannt.

   
                  FOCUS: Modernes Leben Abschied von einem Mythos (Dalai Lama sowie tibetischer Buddhismus spielen eine Doppelrolle)

FOCUS: Modernes Leben Abschied von einem Mythos (Dalai Lama sowie tibetischer Buddhismus spielen eine Doppelrolle)

 


© FOCUS, 15.03.1999


Modernes Leben Abschied von einem Mythos

FOCUS-Redakteur Roger Thiede

Ehemalige Dalai-Lama-Sympathisanten rechnen mit dem Buddhismus ab – die neue Trendreligion sei tief in abergläubische Praktiken verstrickt

FOCUS: Herr Trimondi, Sie und Ihre Frau haben mit dem Buch „Der Schatten des Dalai Lama“ eine spektakuläre 800-Seiten-Attacke auf den Buddhismus gestartet. Dalai-Lama-Freunde warfen Ihnen prompt Unseriosität vor: Ihre Beschreibung der angeblichen „Sexual-Magie“ des Buddhismus sei schon deswegen verfehlt, weil Sie nicht über Sanskritkenntnisse verfügen . . .

Trimondi: Wir arbeiten nicht als Philologen, sondern als Kulturkritiker. Ich beschäftige mich schon seit langem mit asiatischen Religionen, habe früher als Verleger des Dianus-Trikont-Verlags ein Buch des 14. Dalai Lama sowie Titel über buddhistische Spiritualität herausgebracht. Ich habe diese Religion außerdem aus nächster Nähe kennenlernen können. Wenn Sie sich heute ein Bild machen wollen – etwa von den im Kalachakra-Tantra genannten Einweihungen -, können Sie auf Übersetzungen und Kommentare in westlichen Sprachen zurückgreifen. Der von uns analysierte Spätbuddhismus ist schon längst Teil der globalen Kultur geworden. Allein in den USA gibt es 1,5 Millionen Anhänger. Der buddhistische Diskurs beschäftigt seit Jahren eminent viele Menschen im Westen. Dazu wollen wir einen kritischen Beitrag leisten.

FOCUS: Manches klingt eher denunzierend. So werden Sie nicht müde, die mönchische Vajrayana-Lehre („Diamantenpfad“) als okkulten Glauben zu präsentieren, dessen Heilige Schriften (Tantras) kraß immoralistisch zu Perversionen aufrufen. Als Beleg dafür müssen uralte – historisch entsprechend komplizierte – Texte herhalten. Im Notfall stürzen Sie sich auch auf Bekenntnisse dubioser Außenseiter wie die des tibetanischen Sex-Autors Gedün Chöpel oder auf Schriften ehemaliger Anhänger wie die der Britin June Campbell.

Trimondi: In den höheren acht Geheiminitiationen der Kalachakra-Einweihung (die ersten sieben Stufen können risikolos öffentlich zelebriert werden) kommt es zur Vereinigung mit einer realen Partnerin. Diese „mudra“ soll eine junge Frau im Alter von zehn, zwölf, sechzehn oder zwanzig Jahren sein. Das ist das Hauptereignis im äußeren Ablauf des Rituals. So steht es jedenfalls im Urtext des zuletzt offenbarten Zeit-Tantra aus dem 10. Jahrhundert. Und die Autoren, die Sie Außenseiter nennen, halten wir für wichtige Quellen, die man nicht a priori vernachlässigen sollte.

FOCUS: Wollen Sie einen politisch korrekten beziehungsweise feministischen Buddhismus, der alle abergläubischen Bindungen an die Usancen des alten Tibet aufgibt?

Trimondi: Wir wollen nur, daß der tibetische Buddhismus sich seiner Verantwortung stellt und seine Geschichte entsprechend aufarbeitet – wie wir das in Europa doch auch getan haben. Das ist dieser Glaube unserer Meinung nach seinem extrem erfolgreichen Einbruch in die westliche Sphäre schuldig.

FOCUS: Dämonisieren Sie den Orden nicht? Sie schreiben, daß der Lamaismus „durch Ritualistik und Beschwörungen, durch magische Praktiken und Konzentrationsübungen Einfluß auf den Geschichtsverlauf unseres Planeten“ nehmen will. Parallel dazu deuten sie den Dalai-Lama-Kult des Abendlandes als Ergebnis okkulter Überrumpelung. Müssen wir uns vor der tibetischen Gefahr schon gruseln?

Trimondi: Bei dem geistigen und rituellen Einfluß auf den Geschichtsverlauf handelt es sich um ein Programm, das nicht an das Lebensalter der einzelnen Dalai Lamas gebunden ist. Der tibetische Buddhismus glaubt wegen der Inkarnationslehre an die Identität seiner Gottkönige. Am deutlichsten ist dieses Programm ausgedrückt im sogenannten Shambala-Mythos des Kalachakra-Tantra. Gemeint ist die buddhokratische Eroberung des Planeten durch den Chakravartin, sprich den prophezeiten Weltenherrscher eines verborgenen mythischen Reichs. Erst nach einer gewaltigen Schlacht, in der die Feinde des Buddhismus vernichtet werden, besteigt dieser im Jahr 2327 den Weltenthron. Diese Endzeiterwartung wird durch Rituale ständig magisch vorangetrieben – denken Sie an die Sand-Mandalas, die allerorten inszeniert werden.

Offiziell dienen sie dem Weltfrieden. Inoffiziell handelt es sich dabei um Signaturen einer kommenden weltweiten Buddhokratie. In der christlichen Eschatologie erscheint der Messias unberechenbar wie der Dieb in der Nacht. In der buddhistischen des Kalachakra-Tantra dagegen wird der Chakravartin bewußt durch Meditation und Ritual als ein Energiekörper produziert. Die Vision von der Shambalisierung der Welt hat übrigens den okkulten Rechtsextremismus stark beeinflußt.

FOCUS: Was hat das alles persönlich mit dem Dalai Lama zu tun?

Trimondi: Unserer Ansicht nach ist der Dalai Lama in seiner Funktion als höchster Kalachakra-Meister mitverantwortlich für dieses buddhokratische und kriegerische Ritual. Deswegen haben wir auch Probleme mit ihm als Friedensfürsten – übrigens ebenso wie mit dem alten Tibet als vorgegebenem Ökoparadies. Lhasa, wo angeblich die Yaks und die Schneeleoparden den Leuten aus der Hand fraßen, war nach allem, was wir wissen, eine extrem schmutzige Stadt, in der es so stank, daß man nur mit einem Tuch vor dem Mund durch die Viertel gehen konnte. Daß der jetzige Dalai Lama seinen Arm entblößt hält, damit Mücken sich von seinem Blut ernähren können, ist ein weiteres Klischee. Mit unseren Recherchen wollten wir solche Bilder korrigieren.

FOCUS: Aus welchem Grund?

Trimondi: Jede Religion hat ihre Fundamentalismen. Hier basieren sie auf der Idee des „Zeitrades“ (= Kalachakra-Tantra), dessen magische Praktiken den Westen nach eigenen buddhistischen Prophezeiungen erobern sollen. An diesem Teil des Buddhismus hat es nie offene Kritik gegeben. Sie ist aber notwendig, damit sich Verbrechen wie die der Endzeitsekte AUM des Dalai-Lama-Vertrauten Shoko Asahara, der sich auf den Shambala-Mythos und das Kalachakra berufen hat, nicht mehr wiederholen. Dieser Mythos läßt sich jederzeit politisch mißbrauchen. Wir fordern deshalb, daß der tantrische Buddhismus alles aus seinem Konzept streicht, was endzeitliche Fanatiker an ein blutiges Weltfinale glauben läßt – und zu entsprechenden Taten anhält. Es nützt nichts, daß sich der Dalai Lama nach außen als klassischer Mahayana-Buddhist präsentiert. Er spricht einfach zu wenig von den Tantras, zu wenig von den „Dämonen“ seiner Religion – auch nie von den Schreckenskammern der tibetischen Geschichte. Dabei ist ihm das ominöse Kalachakra-Tantra-Ritual, auf dem alles basiert, so wichtig, daß er es mindestens 25mal selbst öffentlich aufgeführt hat.

FOCUS: Spielt er Ihrer Meinung nach eine Doppelrolle?

Trimondi: Nach außen redet er dauernd vom Mitgefühlsgebot und über die „Lehre von der Leere“, wonach nichts eine inhärente Existenz habe. Beides ist für den Westen sehr attraktiv. Vor allem das Mitgefühlsgebot läßt sich perfekt mit einem engagierten Demokratismus verbinden. Diesen Strang des Buddhismus akzeptieren auch wir. Darum fühlten wir uns vom Dalai Lama ursprünglich angezogen. In den Tantras aber herrscht eine Welt, die mit den Werten eines universellen Humanismus nicht übereinstimmt.

KONTROVERSER BUDDHISMUS

Dalai-Lama-Vertreter bezeichneten das Trimondi-Buch als „böswillige Diffamierung“ des Tibeter-Glaubens.

Der Kölner Co-Autor Victor Trimondi (1940 als Herbert Röttgen geboren) ist Jurist. Ende der 60er Jahre gründete er in München den linken Trikont Verlag. In den 80er Jahren Begegnung mit dem Dalai Lama. Mit seiner Frau wohnt er in Oberbayern. Beide arbeiten an weiteren Bänden über die Weltreligionen.

Die vorliegende Studie interpretiert den Dalai-Lama-Buddhismus als Geheimlehre mittelalterlichen Zuschnitts.


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Die Dalai Lamas

»Die Dalai Lamas werden von ihren Anhängern als fortgeschrittene Mahayana Bodhisattvas angesehen, mitfühlende Wesen, die sozusagen ihren eigenen Eintritt in das Nirvana zurückgestellt haben, um der leidenden Menschheit zu helfen. Sie sind demnach auf einem guten Wege zur Buddhaschaft, sie entwickeln Perfektion in ihrer Weisheit und ihrem Mitgefühl zum Wohle aller Wesen. Dies rechtertigt, in Form einer Doktrin, die soziopolitische Mitwirkung der Dalai Lamas, als Ausdruck des mitfühlenden Wunsches eines Bodhisattvas, anderen zu helfen.«

?Hier sollten wir zwei Dinge feststellen, die der Dalai Lama nicht ist: Erstens, er ist nicht in einem einfachen Sinne ein ?Gott-König?. Er mag eine Art König sein, aber er ist kein Gott für den Buddhismus. Zweitens, ist der Dalai Lama nicht das ?Oberhaupt des Tibetischen Buddhismus? als Ganzes. Es gibt zahlreiche Traditionen im Buddhismus. Manche haben ein Oberhaupt benannt, andere nicht. Auch innerhalb Tibets gibt es mehrere Traditionen. Das Oberhaupt der Geluk Tradition ist der Abt des Ganden Klosters, als Nachfolger von Tsong kha pa, dem Begründer der Geluk Tradition im vierzehnten/fünfzehnten Jahrhundert.«

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
Clarke, P. B., Encyclopedia of New Religious Movements
(New York: Routledge, 2006), S. 136.

Regierungsverantwortung
der Dalai Lamas

?Nur wenige der 14 Dalai Lamas regierten Tibet und wenn, dann meist nur für einige wenige Jahre.?

(Brauen 2005:6)

»In der Realität dürften insgesamt kaum mehr als fünfundvierzig Jahre der uneingeschränkten Regierungsgewalt der Dalai Lamas zusammenkommen. Die Dalai Lamas sechs und neun bis zwölf regierten gar nicht, die letzten vier, weil keiner von ihnen das regierungsfähige Alter erreichte. Der siebte Dalai Lama regierte uneingeschränkt nur drei Jahre und der achte überhaupt nur widerwillig und auch das phasenweise nicht allein. Lediglich der fünfte und der dreizehnte Dalai Lama können eine nennenswerte Regieruagsbeteiligung oder Alleinregierung vorweisen. Zwischen 1750 und 1950 gab es nur achtunddreißig Jahre, in denen kein Regent regierte!«

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 182,
Universität Hamburg

Der Fünfte Dalai Lama,
Ngawang Lobsang Gyatso

Der Fünfte Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso

?Der fünfte Dalai Lama, der in der tibetischen Geschichte einfach ?Der Gro?e Fünfte? genannt wird, ist bekannt als der Führer, dem es 1642 gelang, Tibet nach einem grausamen Bürgerkrieg zu vereinigen. Die ?ra des fünften Dalai Lama (in etwa von seiner Einsetzung als Herrscher von Tibet bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, als seiner Regierung die Kontrolle über das Land zu entgleiten begann) gilt als pr?gender Zeitabschnitt bei der Herausbildung einer nationalen tibetischen Identit?t - eine Identit?t, die sich im Wesentlichen auf den Dalai Lama, den Potala-Palast der Dalai Lamas und die heiligen Tempel von Lhasa stützt. In dieser Zeit wandelte sich der Dalai Lama von einer Reinkarnation unter vielen, wie sie mit den verschiedenen buddhistischen Schulen assoziiert waren, zum wichtigsten Beschützer seines Landes. So bemerkte 1646 ein Schriftsteller, dass dank der guten Werke des fünften Dalai Lama ganz Tibet jetzt ?unter dem wohlwollenden Schutz eines wei?en Sonnenschirms zentriert? sei; und 1698 konstatierte ein anderer Schriftsteller, die Regierung des Dalai Lama diene dem Wohl Tibets ganz so wie ein Bodhisattva - der heilige Held des Mahayana Buddhismus - dem Wohl der gesamten Menschheit diene.?

Kurtis R. Schaeffer, »Der Fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso«, in
DIE DALAI LAMAS: Tibets Reinkarnation des Bodhisattva Avalokite?vara,
ARNOLDSCHE Art Publishers,
Martin Brauen (Hrsg.), 2005, S. 65

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft I

?Gem?? der meisten Quellen war der [5.] Dalai Lama nach den Ma?st?ben seiner Zeit ein recht toleranter und gütiger Herrscher.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 136)

?Rückblickend erscheint Lobsang Gyatso, der ?Gro?e Fünfte?, dem Betrachter als überragende, allerdings auch als widersprüchliche Gestalt.?

Karl-Heinz Golzio / Pietro Bandini,
»Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama«,
O.W. Barth Verlag, 1997, S. 118

»Einmal an der Macht, zeigte er den anderen Schulen gegenüber beträchtliche Großzügigkeit. […] Ngawang Lobsang Gyatso wird von den Tibetern der ›Große Fünfte‹ genannt, und ohne jeden Zweifel war er ein ungewöhnlich kluger, willensstarker und doch gleichzeitig großmütiger Herrscher.«

Per Kvaerne, »Aufstieg und Untergang einer klösterlichen Tradition«, in:
Berchert, Heinz; Gombrich, Richard (Hrsg.):
»Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart«,
München 2000, S. 320

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft II

?Viele Tibeter gedenken insbesondere des V. Dalai Lama bis heute mit tiefer Ehrfurcht, die nicht allein religi?s, sondern mehr noch patriotisch begründet ist: Durch gro?es diplomatisches Geschick, allerdings auch durch nicht immer skrupul?sen Einsatz machtpolitischer und selbst milit?rischer Mittel gelang es Ngawang Lobzang Gyatso, dem ?Gro?en Fünften?, Tibet nach Jahrhunderten des Niedergangs wieder zu einen und in den Rang einer bedeutenden Regionalmacht zurückzuführen. Als erster Dalai Lama wurde er auch zum weltlichen Herrscher Tibets proklamiert. Unter seiner ?gide errang der Gelugpa-Orden endgültig die Vorherrschaft über die rivalisierenden lamaistischen Schulen, die teilweise durch blutigen Bürgerkrieg und inquisitorische Verfolgung unterworfen oder au?er Landes getrieben wurden.

Jedoch kehrte der Dalai Lama in seiner zweiten Lebenshälfte, nach Festigung seiner Macht und des tibetischen Staates, zu einer Politik der Mäßigung und Toleranz zurück, die seinem Charakter eher entsprach als die drastischen Maßnahmen, durch die er zur Herrschaft gelangte. Denn Ngawang Lobzang Gyatso war nicht nur ein Machtpolitiker und überragender Staatsmann, sondern ebenso ein spiritueller Meister mit ausgeprägter Neigung zu tantrischer Magie und lebhaftem Interesse auch an den Lehren anderer lamaistischer Orden. Zeitlebens empfing er, wie die meisten seiner Vorgänger, gebieterische Gesichte, die er gegen Ende seines Lebens in seinen ›Geheimen Visionen‹ niederlegte.«

(Golzio, Bandini 1997: 95)

Der Dreizehnte Dalai Lama,
Thubten Gyatso

Der Dreizehnte Dalai Lama, Thubten Gyatso

?Ein anderer, besonders wichtiger Dalai Lama war der Dreizehnte (1876-1933). Als starker Herrscher versuchte er, im Allgemeinen ohne Erfolg, Tibet zu modernisieren. ?Der gro?e Dreizehnte? nutzte den Vorteil des schwindenden Einflusses China im 1911 beginnenden Kollaps dessen Monarchie, um faktisch der vollst?ndigen nationalen Unabh?ngigkeit Tibets von China Geltung zu verschaffen. Ein Fakt, den die Tibeter von jeher als Tatsache erachtet haben.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

?Manche m?gen sich vielleicht fragen, wie die Herrschaft des Dalai Lama im Vergleich mit europ?ischen oder amerikanischen Regierungschefs einzusch?tzen ist. Doch ein solcher Vergleich w?re nicht gerecht, es sei denn, man geht mehrere hundert Jahre in der europ?ischen Geschichte zurück, als Europa sich in demselben Zustand feudaler Herrschaft befand, wie es in Tibet heutzutage der Fall ist. Ganz sicher w?ren die Tibeter nicht glücklich, wenn sie auf dieselbe Art regiert würden wie die Menschen in England; und man kann wahrscheinlich zu Recht behaupten, dass sie im Gro?en und Ganzen glücklicher sind als die V?lker Europas oder Amerikas unter ihren Regierungen. Mit der Zeit werden gro?e Ver?nderungen kommen; aber wenn sie nicht langsam vonstatten gehen und die Menschen nicht bereit sind, sich anzupassen, dann werden sie gro?e Unzufriedenheit verursachen. Unterdessen l?uft die allgemeine Verwaltung Tibets in geordneteren Bahnen als die Verwaltung Chinas; der tibetische Lebensstandard ist h?her als der chinesische oder indische; und der Status der Frauen ist in Tibet besser als in beiden genannten L?ndern.?

Sir Charles Bell, »Der Große Dreizehnte:
Das unbekannte Leben des XIII. Dalai Lama von Tibet«,
Bastei Lübbe, 2005, S. 546

Der Dreizehnte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft

?War der Dalai Lama im Gro?en und Ganzen ein guter Herrscher? Dies k?nnen wir mit Sicherheit bejahen, auf der geistlichen ebenso wie auf der weltlichen Seite. Was erstere betrifft, so hatte er die komplizierte Struktur des tibetischen Buddhismus schon als kleiner Junge mit ungeheurem Eifer studiert und eine au?ergew?hnliche Gelehrsamkeit erreicht. Er verlangte eine strengere Befolgung der m?nchischen Regeln, veranlasste die M?nche, ihren Studien weiter nachzugehen, bek?mpfte die Gier, Faulheit und Korruption unter ihnen und verminderte ihren Einfluss auf die Politik. So weit wie m?glich kümmerte er sich um die zahllosen religi?sen Bauwerke. In summa ist ganz sicher festzuhalten, dass er die Spiritualit?t des tibetischen Buddhismus vergr??ert hat.

Auf der weltlichen Seite stärkte er Recht und Gesetz, trat in engere Verbindung mit dem Volk, führte humanere Grundsätze in Verwaltung und Justiz ein und, wie oben bereits gesagt, verringerte die klösterliche Vorherrschaft in weltlichen Angelegenheiten. In der Hoffnung, damit einer chinesischen Invasion vorbeugen zu können, baute er gegen den Widerstand der Klöster eine Armee auf; vor seiner Herrschaft gab es praktisch keine Armee. In Anbetracht der sehr angespannten tibetischen Staatsfinanzen, des intensiven Widerstands der Klöster und anderer Schwierigkeiten hätte er kaum weiter gehen können, als er es tat.

Im Verlauf seiner Regierung beendete der Dalai Lama die chinesische Vorherrschaft in dem großen Teil Tibets, den er beherrschte, indem er chinesische Soldaten und Beamte daraus verbannte. Dieser Teil Tibets wurde zu einem vollkommen unabhängigen Königreich und blieb dies auch während der letzten 20 Jahre seines Lebens.«

Sir Charles Bell in (Bell 2005: 546-47)

Der Vierzehnte Dalai Lama,
Tenzin Gyatso

Der Vierzehnte Dalai Lama, Tenzin Gyatso

?Der jetzige vierzehnte Dalai Lama (Tenzin Gyatso) wurde 1935 geboren. Die Chinesen besetzten Tibet in den frühen 1950er Jahren, der Dalai Lama verlie? Tibet 1959. Er lebt jetzt als Flüchtling in Dharamsala, Nordindien, wo er der Tibetischen Regierung im Exil vorsteht. Als gelehrte und charismatische Pers?nlichkeit, hat er aktiv die Unabh?ngigkeit seines Landes von China vertreten. Durch seine h?ufigen Reisen, Belehrungen und Bücher macht er den Buddhismus bekannt, engagiert sich für den Weltfrieden sowie für die Erforschung von Buddhismus und Wissenschaft. Als Anwalt einer ?universellen Verantwortung und eines guten Herzens?, erhielt er den Nobelpreis im Jahre 1989.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

Moralische Legitimation
der Herrschaft Geistlicher

Für Sobisch ist die moralische Legitimation der Herrschaft Geistlicher ?außerordentlich zweifelhaft?. Er konstatiert:

?Es zeigte sich auch in Tibet, da? moralische Integrit?t nicht automatisch mit der Zugeh?rigkeit zu einer Gruppe von Menschen erlangt wird, sondern allein auf pers?nlichen Entscheidungen basiert. Vielleicht sind es ?hnliche überlegungen gewesen, die den derzeitigen, vierzehnten Dalai Lama dazu bewogen haben, mehrmals unmi?verst?ndlich zu erkl?ren, da? er bei einer Rückkehr in ein freies Tibet kein politische Amt mehr übernehmen werde. Dies ist, so meine ich, keine schlechte Nachricht. Denn dieser Dalai Lama hat bewiesen, da? man auch ohne ein international anerkanntes politisches Amt inne zu haben durch ein glaubhaft an ethischen Grunds?tzen ausgerichtetes beharrliches Wirken einen enormen Einfluss in der Welt ausüben kann.?

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 190,
Universität Hamburg